Montag, 23. November 2009

Megapixel im beruflichen Alltag - contra die Hype nach immer mehr - und contra die Hype nach "Superqualitäten"

In der "technischen Diskussion" sollte man immer die praktischen Anforderungen des Berufsalltags beachten. Ein Punkt, den ich in den einschlägigen Blogs und Foren nur allzu gern vermisse, wenn es um Dateitypen, RAW, TIFF, JPG oder Farbprofile geht.

Ich nehme zu solchen Fragen immer gerne mit Praxisbeispielen Stellung.

Ich gehöre ja nun zu den Pressefotografen, deren Reisefotos sich durchaus verkaufen. Und auch auf den Reiseseiten von Zeitschriften abgedruckt werden. Soviel, ganz nebenbei, zum Thema "Reisefotos laufen nicht rights managed". Also, meine schon. Die werden abgedruckt.

Und das ist immer gut, um auch auf die technischen Anforderungen eingehen zu können. Denn, wie sagt man so schön, "Was du schwarz auf weiß besitzst ..."

Links oben die Weinstube im elsässischen Riquewihr ist ein Scan vom Negativ (aufgenommen 2001 mit der Nikon F4 auf 400-er Fuji Super G Plus Press) mit 3344 x 2235 px (entsprechend einem "klassischen" Format von 18x27 cm). Rechts, das Deutsche Weintor in Schweigen an der französischen Grenze ein Digitalfoto von der Nikon D2H mit 2464 x 1632 px (also 4,1 Megapixel bei 200 ASA), entsprechend dem "alten" Standard-Presseformat 15x21 cm bei 300 dpi.

Beide Fotos wurden von den verschiedenen Verwendern in der nahezu gleichen Größe abgedruckt. Und diese Abdruckgröße ist durchaus das Standardformat für Bildverwendungen in Zeitschriften.

Vorlagenformat: beide Male JPEG mit jeweils um die 1,5 MB Dateigröße auf Photoshop Kompression Stufe 8 beim Scan und Stufe 10 beim Digitalfoto (gibt "ausgepackt" ca. 12 bis 18 MB). Eingebettetes Farbprofil Adobe RGB 1998.

Nun wissen wir, daß eine Druckmaschine im Zeitschriftendruck mit einer Rasterweite von 120 bis 160 lpi arbeitet. Selbst unter Berücksichtigung der sog. Qualitätsreserve kann man ein Foto mit rd. 2.500 Pixeln lange Seite, das mit 300 dpi vorliegt, da gut und gerne anständig sogar bis auf DIN A4 drucken.

Auf jeden Fall aber auf jedes Format bis zur halben Seite.

Ergo: Ich brauche keinen Deut mehr an Megapixeln als das, was mir die D2H bietet!

Die D2H habe ich im Spätherbst 2005 für unter 2.000,-- Euro als Vorführgerät gekauft. Selbst bei heutigen Händlerpreisen (die D2H bzw. die D2Hs werden nicht mehr produziert) um die 3.000,-- Euro war das zwar günstig, aber auch viel Geld. Genauso wie 1990 die runden 2.000,-- DM für das Vorführgerät F4 auch viel Geld waren. Ob es nun heute professionelle Nikons mit 12,2 MP gibt, das ist für mich also relativ belanglos. Jedes zusätzliche Megapixel wird bei einem - robusten - Profigerät teuer erkauft.

Denn Robustheit ist bei mir ein entscheidendes Kriterium.

Ich kann meine Geräte im Alltag nicht schonen. Das sieht man auch an jeder einzelnen Kamera in meinem Clip "Faszination Nikon". Sie sind verschrammt, haben starke Gebrauchsspuren. Die schlagen mal irgendwo an, werden - als "Hilfsstativ" - auf einer rauhen Mauer abgestützt oder an einer Hausecke. Da bleibt es nicht aus, daß sie verschrammt werden. Meine Kameras also müssen was aushalten können.


Das heißt für mich, daß nur Profi-Modelle für mich in Frage kommen. Und bei deren Preisen selbst auch auf dem Gebrauchtmarkt muß ein Fotograf lange Honorare mit einem Gerät erwirtschaften. Und, en passant, Vorführgerät ja, da habe ich volle Garantie von Nikon drauf, gebraucht nie und nimmer. Viel zu hoch das Risiko, daß das frisch und preiswert erworbene Werkzeug plötzlich seinen Geist aufgibt.

5 Kommentare:

  1. ich arbeite heute noch mit einer nikon d1x mit knapp 6 millionen pixel...nei aber wirklich nie, wurde nach einer höheren auflösung gefragt.
    im gegenteil, wenn ich fotos versende rechne ich sie sogar noch runter damit es schneller geht !

    übrigens, das foto einer d1x kannst du nicht vergleichen mit zb. dem foto aus einer d 90....trotz mehr pixel, ist das foto der d1 x viel detailreicher...auserdem belichtet sie ungemein genau !

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  2. Well, Horst, da sind wir uns ja (mal wieder) absolut einig!

    Im Zeitungsdruck (80 lpi) habe ich meine D2H-Fotos über vier und mehr Spalten gedruckt gehabt. Oder ein Hochformat als Aufmacher über fast die ganze Seite.

    Und selbst im anspruchsvollen Hochglanz-Buchdruck reicht's für mehr als eine Viertelseite (wie heuer in "Farbbild-Reise durch das Saarland" von Peter Scholl-Latour).

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  3. Ich hab seit August ja auch ne 12MP. Aber das ist eher ein Nebeneffekt und war nicht das Kaufargument fuer mich. Meine Wahl ist auf die D700 gefallen weil sie eben allgemein saugut ist und ich die ISO auch mal hochdrehen kann. Ausserdem ist es ein robustes Gehaeuse und die D3 war mir zu teuer und auch zu klotzig.
    Die D700 wirds auch wieder einige Jaehrchen machen, genauso wie meine alte D100, die hatt 6 Jahre treue Dienste geleistet und geht immer noch. Ich seh naemlich nicht ein alle 2 Jahre ne neue zu kaufen nur weil Nikon ein s oder x drangehaengt hat und sie dich in den Foren bekloppt machen. Meine 6MP Bilder der D100 verkaufen sich immer noch und trotz riesen Quali-Hype werden sie auch bei Agenturen wie z.bsp. ALamy angenommen.

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  4. Alle zwei Jahre sowieso nicht. Ne Analoge war auf eine Lebensdauer von mindestens 10 Jahren oder 1 Million Auslösungen ausgelegt. Das erwarte ich von einer Digitalen eigentlich auch.

    Und wenn man mal bei dem Vergleich bleibt: früher gab's die Mittelformat-Manie. Agenturen wie Mauritius oder Anthony nahmen kein KB. Irgendwie erinnert die MP-Manie an die alte MF-Manie. Alles wiederholt sich.

    Bloß habe ich gelernt.

    Vor 23 Jahren habe ich mir wirklich eine Pentax 6x7, eine Rollei SLX und eine Hasselblad gekauft. Würde ich heute nicht mehr machen. Mir hat das sauteure Equipment null Vorteil gebracht. Nahezu 100% aller meiner Verwendungen waren KB. Nur ab und an mal ein 6x6 oder 6x7.

    Die hatten doch lediglich den Vorteil, daß man die auf dem Leuchtpult auch ohne Lupe betrachten konnte.

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