Mittwoch, 16. März 2011

Redaktionelles RF und Citizen Journalism

Es war einmal ein News-Foto. An der Kreuzung Marienstraße, Marientunnel, Bahnhofstraße und Neudörferstraße in Nürnberg war ein PKW beim unachtsamen Abbiegen mit einer Straßenbahn kollidiert. Ein Verkehrsunfall sozusagen direkt vor unserer Haustür. Anders als für den Pechvogel, der in die Straßenbahn geknallt war, für mich also durchaus ein Glücksfall. An dieser Kreuzung kracht es öfter mal gerne. Und wenn das Tatütata laut ertönt, dann schaut man eben schon aus dem Fenster, um zu sehen, was da los ist.

Vom News-Foto zum Symbolbild

Das Bild ist immer noch ein gut geeignetes Illustrationsfoto und Symbolbild. Über Digitalstock, eine meiner RF-Agenturen, wurde es jüngst für redaktionelle Verwendung verkauft.

Denn mit dem passenden Bildaufbau, das Warndreieck als Eyecatcher im Vordergrund und das eigentliche Unfallgeschehen in einer etwas "distanzierten" Betrachtungsweise im Hintergrund, so ist auch ein nicht mehr ganz "taufrisches" Archivbild illustrativ verwendbar.

Einer der Märkte für Archivbilder

Und solche Archivbilder gebe ich natürlich auch in den Vertrieb einer preisgünstigen RF-Agentur. Kleine Blättchen, Haus-, Mitglieder- oder Kunden-Blätter ohne großen Etat verwenden diese Bilder gerne. Denn für RM, Anstrich-Honorar etc. fehlt diesen Publikationen einfach das Geld.

Und aus diesem Grund ist es durchaus nicht uninteressant, solche Bilder (die man ja nun nicht eben gerade alle Naslang vor die Linse kriegt) auch RF anzubieten. Eine gute Alternative für die Zweit-, Dritt- oder Viert-Verwendung.

Dabei ist es auch völlig unschädlich, ein solches Foto im eigenen Pool oder bei anderen Agenturen RM im Angebot zu haben. Denn: bei einer RM-Agentur wird ein potentieller Verwender mit kleinem Etat gar nicht erst recherchieren. Denn etwa ein kleiner lokaler Mieterverein kann definitiv für den Titel seiner quartalsmäßig erscheinenden Mitgliederzeitschrift nicht das "Übliche" (sprich: MFM-Sätze) bezahlen.

Und der (finanziell) "potente" Verwender andererseits, der z.B. über APIS recherchiert, zahlt dafür problemfrei auch MFM-Sätze oder im editoriellen Bereich seinen entsprechenden Haustarif nach Anstrich.

Die Technik, auch schon ein bißchen älter

Wie gesagt, das Foto ist schon ein paar Tage alt. Es ist analog. Mit der Nikon F4E und dem 20-mm-Nikkor habe ich es aufgenommen (das ist die Kombination im Bild unten rechts).

Die Aufnahme erfolgte auf den Fujicolor Super G Plus 400. Einen Film für Farbnegative. Ihn habe ich ab Mitte der Neunziger bis zum Kauf meiner D-SLR im Jahr 2005 fast durch die Bank benutzt.

Dieser Film hat exzellente Scan-Eigenschaften, einen großen Tonwertumfang und hervorragende Zeichnung in Lichtern und Schatten. Gepaart mit der hohen Empfindlichkeit für Available Light in allen Situationen.

Und mit einem gut sortierten und geordneten Negativ-Archiv hat man immer mal die Möglichkeit, es nach interessanten Illustrations-Motiven durchzusehen und zu digitalisieren. Denn auch heute muß dieses Material ja nicht ungenutzt brachliegen. Und auch ein preiswerter Desktop-Filmscanner tut da gute Dienste. Infos z.B. bei filmscanner.info.

Citizen Journalism, die Chancen für den Bürgerreporter

Jeder, der eine Kamera sein eigen nennt, kann zu so einem Unfall-Geschehen per Zufall hinzukommen. Respektive zu jeder anderen Art von Ereignissen. Zu Ereignissen mit lokalem oder überregionalen Nachrichtenwert.

Es ist unzweifelhaft, daß Citizen Journalism eine durchaus ernst zu nehmende Form der Beschaffung medialer Inhalte ist.

Und es ist eine Chance für den Augenzeugen, der über visuelles Material in Form von Fotos oder Videos von diesen Ereignissen verfügt. Und auf die Vermarktung solchen Materials haben sich zwischenzeitlich eine Reihe von Plattformen spezialisiert.

Citizenside in Frankreich oder Demotix im anglophonen Raum sind solche Plattformen für Bürgerjournalisten im internationalen Bereich. Und in Deutschland gibt es z.B. Tvype.

Und wenn man sich diese Plattformen mal etwas näher ansieht, dann sind sie durchaus nicht nur für den "Zufalls-Reporter" gedacht, sondern bieten auch dem Professionellen außerhalb der üblichen Vertriebskanäle in Form der Zusammenarbeit mit einer Nachrichten-Agentur gute Möglichkeiten, sein Material zu platzieren. Insbesondere auch dann, wenn man eben nicht auf News spezialisiert ist und auch nur ab und an in Foto oder Video solche Nachrichten-Features auf den Chip bannt.

Und, vergessen wir das nicht, es ist auch eine kostengünstige Alternative (oder aber auch Ergänzung) für einen eigenen Push-Vertrieb über eigene Verteiler.

11 Kommentare:

  1. moin franz,
    erstaunlich finde ich, dass digitalstock überhaupt noch verkauft, bei mir läuft da schon lange nichts mehr.der letzte verkauf stammt aus 4/09.auch in den einschlägigen foren wird ds nicht mehr viel zugetraut.
    gut für dein foto: es steht schon auf seite 3, wenn man stichwort "unfall" eingibt. ich stelle immer wieder fest, dass die bilder am besten laufen, die sich an "prominenter" position in der suche befinden.
    ralf

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  2. Hallo, Ralf,

    das sid eben die ganz unterschiedlichen Erfahrungen, die jeder macht.

    Ich verkaufe bei Digitalstock regelmäßig (übrigens auch beim Panther), wobei bestimmte Motive echte "Selbstläufer" sind.

    So ist zum Beispiel das Portrait-Foto meiner Eltern mein meistverkauftes Bild (generell mein meistverkauftes, gemeinsam mit dem von Irmgards Mutter.

    Bei den Ergebnissen vorne zu landen, kann man beeinflussen: passendes IPTC-Keywording. Wenn dann noch der Such-Algorithmus der Agentur stimmt, dann passt es.

    Bei Unfall-Bildern ist es aber auch leichter: die gibt es weniger. Bei "Akt" hätte ich es da schon schwieriger, vorne zu landen (da führen dann "sex appeal" oder "selbstbefriedigung" zu mehr Erfolg, frei nch dem Motto, daß auch Aktfotos eine "Message" brauchen).

    Viele Grüße
    Franz

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  3. hab mir mal tvype angesehen. da kann man dann direkt aus dem iphone reinladen. das ding hat inzwischen 5mp. das ist doch alles wahnsinn, oder?

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  4. Ja, ein iPhone wird in der nächsten Zeit sicher auch bei mir Einzug halten. Bis dahin muß die Coolpix P5000 weiter ran (die hat 10 MP).

    Und diese Plattformen wie tvype finde ich super. Wenn man was hat, was "newsworthy" ist, dann lädt man es hoch und wartet ab. Läuft oder läuft nicht.

    Aber der Aufwand ist gering und wenn ich es über meinen Bildkanal schicke, dann habe ich pro Aussendung erstmal Kosten, von denen ich nicht weiß, ob sie auch wieder reinkommen.

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  5. zuerst schreiben wir posts mit dem gleichen thema,dann schreibe ich,dass ich bei ds nix mehr verkaufe und dann:
    heute ein verkauf bei ds für 2,33 + mwst. das wird mir unheimlich;-)))

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  6. Na siehste.

    Du nimmst auch die 4,99-Staffel?
    Meine sind alle 14,99.

    Übrigens gab es über Digitalstock mal einen ganz interessanten Artikel in w&v.

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  7. Ähm, w&v ist kein schlechtes Blatt.

    Zielgruppe: Werbetreibende.

    Und auch der Online-Auftritt ist gut:
    http://www.wuv.de/

    Mit einer Mediathek mit Werbeclips. Mir gefällt da einer vom Deutschen Tierschutzbund sehr gut.

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  8. Übrigens:

    "Bürger-Reporter" kann man auch im Garten werden!

    Zum Beispiel bei "Mein schöner Garten".

    Auf diese Möglichkeit, mit Fotos aus der Community auch Honorare zu verdienen, wurde ich (wir haben die Zeitschrift im Abo) durch Zufall aufmerksam als für ein Sonderheft Fotos gesucht wurden und auch auf die Möglichkeit des Uploads in die Community hingewiesen wurde.

    Die aktuell über 200.000 Bilder ind für Burda natürlich ein preisgünstiges "Handarchiv". Doch was soll's. Pecunia non olet!

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  9. da muss ich vehemenst wieder widersprechen. vor allem olet das,wenns bei der oma jahrelang unter der matratze lag. glaubs mir :-)))

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  10. und ein unfallfoto hab ich heute auch verkauft. das bild hab ich mal wieder beim spazierengehen gefunden.
    http://de.fotolia.com/id/30416529
    es gab 1,25

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  11. Da machen wir doch noch ein bißchen Direktwerbung für Dein Bild.

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