Dienstag, 29. Juni 2010

Technik, a never ending story ...

Ich "oute" mich: ich bin ein Blümchenfotograf (was ich aber nicht immer gewesen bin!), einer von dieser "harmlosen" Sorte, die keiner ernst nehmen muß. Ebenso wie deren Meinung zum Thema Technik. Ich befasse mich aber auch so ab und an mit Vögeln. Zum Beispiel mit den unnachahmlichen Grünfinken im selbstgebauten Vogelbad in der Pfalz. Oder mit dem Eichelhäher im Baum gegenüber unseres Nürnberger Wohnzimmerfensters. Das soll hier nicht so ganz in Vergessenheit geraten.



Ich gebe es zu: ich arbeite mit ausgesprochen bescheidener und in mancher Augen "antiquierten" Technik. Nicht nur, daß ich meine Fotoobjektive (wie das 1988 für 8.000,-- DM erworbene 2,8/300 mm von Tamron) an dieser "altertümlichen" D2H auch noch manuell fokussiere ...

... nein, ich benutze auch SD-Videokameras. Mehr noch, da ist sogar ein echtes Amateurmodell dabei (das hat aber ein Carl Zeiss Objektiv).

Da gibt es nun dann immer so ein paar echte "Krachmänner", die versetzen mich gerne ins letzte Jahrhundert zurück. Die nennen einen sogar wirklich "Blümchen-Fotograf". Bin ich ja irgendwie sogar richtig stolz drauf. Das wird sicher mal noch ein Ehrentitel werden.

Die Diskussion ums Equipment ist ja keine Erscheinung des digitalen Zeitalters. Die gab's schon immer. Früher hat man mich gefragt, was ich denn, um Gottes Willen, bloß mit den beiden alten Nikon F2 "reißen" wolle. Da war die F3-P "in" und Gott und die Welt schwor auf die Canon A-1. Das war eine moderne und zeitgemäße Kamera. Damals. Ach, Gottle, was haben mich manche belächelt ...

Aber wer zuletzt lacht, oder so, lautet ein altes Sprichwort, nicht? Nun denn, was habe ich "gerissen"? Konnte ich mit den Kollegen "mithalten", mit den Lächlern?

Ich denke, die Antwort ist ein deutliches, lautes und selbstbewußtes "Ja!". Ich habe Titel und Aufmacher produziert. So wie auch heute mit meinem - wieder - angeblich "veralteten" Equipment.

Und warum war und ist das so? Ganz einfach, weil ich z.B. den Nürnberg-Marathon symbolhaft vor der aufragenden gotischen Fassade der Lorenzkirche abgelichtet habe und vor der Skyline der Burg. Und schöne Porträts von Siegern bei der Bayerischen Meisterschaft der "Buschreiter".

Und beim Ironman Europe in Roth die Stars der Triathlon-Szene in allen Disziplinen.

So einfach war das und so einfach ist das. Denn, allen Unkenrufen zum Trotz hat man mich nicht bereits im letzten Jahrhundert "abgeschrieben". Abgeschrieben habe ich, bis auf mein "Digitalzeugs" anno dunnemals bereits meine komplette Ausrüstung. Beim Finanzamt meine ich, die Abschreibungen auf Anlagevermögen. Mein gutes Geld kann ich deshalb durchaus sinnvoller ausgeben. Denn es ist keineswegs so, daß ich wegen "total veralteter" Technik nicht mehr gut von meiner Arbeit leben könnte.

Als Unternehmer investiere ich dann, wenn ich muß. Ich erliege nicht der Auffassung, meine "Wettbewerbsfähigkeit" sei ganz elementar von meinem "Maschinenpark" abhängig. Das erinnert mich irgendwie an die Debatten in Amateur-Fotoclubs, was denn die beste Kamera für das oder jenes sei.

Ich habe schon in solchen Fotoclubs Vorträge gehalten. Und da waren immer Leute, die hatten eine viel "bessere" Ausrüstung als ich. Wahrscheinlich hat heutzutage jeder Microstocker eine "bessere" Ausrüstung als ich. Er verdient nur - sage ich mal einfach so - höchstwahrscheinlich im Gegenzug sehr viel weniger als ich. Ernsthafte Frage also: wer macht denn dann irgendwas falsch?

Ich bin aber nicht nur ein "Blümchen-Fotograf" ...

Nein, ich bin auch noch ein "Reise-Knipser". Und, was Wunder, selbst in diesem überschwemmten und gesättigten Markt kann man mit "total veraltetem" Gerät noch Stiche machen.

Ja, wie das denn?

Nun, ich setze eben auch dabei konsequent auf die Prinzipien eines "Blümchen-Fotografen". Wer will, der mag das kitschige Postkarten-Idyllen nennen, aber schööööön. So wie Saint-Colomban in der Bretagne (Ortsteil von Carnac mit seinen Megalith-Stätten, Department Morbihan, 56). Das macht halt Appetit auf Urlaub in der Idylle. Und die Entdeckung der kleinen unscheinbaren Kostbarkeiten am Wegesrand, so wie die romanische Pfarrkirche von Saint-Philibert (bei La Trinité sur mer) mit ihrem faszinierenden Interieur.


P.S. und apropos Bretagne:

Bei anderen technischen "Spielzeugen" wiederum ist es dann so eine ganz andere Sache, wer mit wem mithalten kann. So hat halt jeder seinen Spleen. Und: selber verdient, nicht "sponsored by Daddy". Trotz "antiquierten" Kameras ...




P.P.S. (Update vom 01.07.2010):

Auf der Suche nach "Gleichgesinnten" bei den Themen wird man immer wieder fündig. Dieses Mal habe ich mal gezielt nach "Blümchen-Fotografen" und "Reise-Knipsern" gesucht. Zum "Schlappsehen" finde ich die Bilder des Grafikers, Mediengestalters und Fotografen Peter Schwarz. Sein YouTube-Kanal und seine Webseite möchte ich meinen Lesern nicht vorenthalten.

9 Kommentare:

  1. Amen.

    *auf meine nikond80 mit 50mm 1.8 Series E objektiv schau*

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  2. Jau, "Amen", genau das. Das "Wort zum Montag".

    Die D80 ist übrigens ein feines Gerät. Deine Bilder beweisen es, Laney.

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  3. Was übrigens das gern zitierte Bildrauschen betrifft:

    Im Zeitungsdruck sieht man davon (wegen des Papiers, des Druckrasters und den lpi der Druckmaschine) "Null und garnix". Und selbst im normalen Wochenmagazin hat's ebenso null Bedeutung.

    Das wird ebenso "dramatisiert" wie früher das Filmkorn.

    Bildrauschen hat fast nur nur bei der "Qualitätsauslese" der "hochklassigen" Microstock-Agenturen eine Bedeutung. Und glaubt wirklich jemand im Ernst, ich kaufe mir eine D3, um Honorare in Höhe von 35 Cent zu erzielen?

    Das wäre, wie wir Pirmasenser sagen, "mit einem Schinken nach 'ner Wurst geworfen".

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  4. Mit dem Rauschen haste recht, das verstehe, wer will. Fakt ist, die Canon G5 aus dem Jahr 2003 oder 04 war eine Rauschmaschine. Das hab ich sogar bei kleineren Ausdrucken gesehen. Wenn die einen Ablehnungsgrund suchen, nehmen die das eben gerne mal. Völlig unbegründet und widersinnig. Wenn man das gleiche Foto ein paar Tage später wieder hochlädt, wird es genommen. Na ja. Meine aktuell erfolgreichsten Bilder sind mit der D200 entstanden, teilweise sind es sogar Scans. Die Annahmequote steigt aber - leider - je moderne die Ausrüstung.

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  5. Hallo, Ralf,

    >>> Die Annahmequote steigt aber - leider - je moderne die Ausrüstung. <<<

    Das liegt daran, weil gerade die "Bildredakteure" bei den Micros in die EXIF-Daten schauen. Und da steht ja das Kameramodell drin. Und dann gibt es eben diese - völlig unbegründete - Auffassung, daß eine 5 Jahre alte Kamera nur "Schrott" produzieren könne.

    In keiner richtigen Bildredaktion wird niemand auch nur einen einzigen Blick an die EXIF-Daten verschwenden. Wozu auch? Da schaut man sich das Foto in der gewünschten Ausgabegröße in 100% an. C'est la, das war's. Wenn das Foto dann paßt, dann ist es im Blatt.

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  6. Muß natürlich heißen:

    "In keiner richtigen Bildredaktion wird jemand auch nur ..."

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  7. Ich kenne übrigens ein paar Leutchen, die arbeiten noch mit einer Fujifilm Finepix S2 Pro. Auch so "Unverbesserliche", die ihr Geld lieber für die schönen Dinge des Lebens ausgeben. Und die Bilder von den Typen sieht man jeden Tag in der Zeitung. Nun gut, im Lokalteil, aber das ist ja keine Schande, oder?

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  8. ... habe noch einen:

    Hat je irgendjemand danach gefragt, mit welchen Pinseln Gauguin, Renoir oder Picasso ihre Bilder gemalt haben? Oder welche Siebe Andy Warhol für seine Drucke verwendete?

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  9. ich find ja auch die alten sachen sehen bisschen cooler und robuster aus :-P

    danke für das kompliment mit den fotos.

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