Ursachen und Wirkung der Inflation am Bildermarkt
Das, was uns Professionellen große Arbeitserleichterung gebracht hat, das ist zugleich auch das, was uns jetzt das Leben schwer macht.
Die Digitalisierung der Fotografie.
Denn ohne digitale Fotografie müsste zwar der aktuell arbeitende Fotograf immer noch Filme entwickeln, die Negative ins Bildfunkgerät packen oder Abzüge machen, eintüten und zur Post bringen, aber ohne digitale Fotografie gäbe es auch kein Microstock und keinen Preisverfall.
Und der Stock-Fotograf würde weiter seine Dia-Auswahlen zusammenstellen und - natürlich unter Berechnung einer Bearbeitungsgebühr - an seine Kunden verschicken. Und die Bearbeitungsgebühren waren ja doch etwas höher als die Downloadgebühren heute, wo dich mancher wegen 12,50 Euro schon anmeckert. Bearbeitungsgebühren ab 35,-- Euro aufwärts waren doch an der Tagesordnung.
Filme, Entwicklung, Dup-Dias, Prints, Polsterkuverts, Papprückwand-Kuverts, Porto, Beschriftungs-Etiketten, das hat alles mal Geld gekostet.
Und das hat den "Knipser" weitgehend davon abgehalten, sich auf dieses dünne Eis zu begeben. Auch im Stock-Sektor. Denn die Kosten fielen da auch an. Für die verschiedenen Auswahlsendungen an die Agenturen. Ohne Garantie, daß nicht die komplette Auswahl unverwendet zurückkam.
Selbst in der ersten digitalen Phase, als es Usus war, auf Film zu fotografieren und dann zu scannen, fielen die Kosten für Filme und Entwicklung noch an.
Da hat man sich auch als Profi überlegt, ob man jetzt auf den Auslöser drückt, anstatt den Motor jaulen zu lassen, nicht doch nur "Einzelfeuer" schießt ...
Und, im Gegensatz zu heute, war es dem Professionellen noch möglich, mit "seinen" Kameras arbeiten zu können, an die er sich gewöhnt hatte.
Bis weit nach der Jahrtausendwende krähte kein Hahn danach, mit welcher Kamera du deine Bilder gemacht hast. Ob das eine Nikon war oder eine Canon, eine F2 oder eine F4. Eine F-1 oder eine EOS-1.
Hauptsache, sie waren scharf, richtig belichtet und trafen prägnant das Thema.
Nicht umsonst habe ich persönlich bis in den Spätherbst 2005 tatsächlich meine drei Analogen im Einsatz gehabt.
Immer zwei davon dabei. Von wegen sich den lästigen Objektivwechsel sparen und so. Und wegen C-41 und E-6. Digitaler Workflow war scannen, IPTC-Beschriftung und Upload in meine Datenbank.
Und heute:
Megapixelstarke Kameras gibt es mittlerweile zu halbwegs erschwinglichen Preisen. Speicher-Chips auch.
Mann, und meine teuer genug erstandene D2H steht bei Alamy auf der Liste "unerwünschter" Kameras! Ohne Investitionen wird mir also diese "Elite-Agentur" für immer und ewig verwehrt bleiben (aber ich habe in GB ja fotoLIBRA).
Derweil parallel dazu die Honorare einbrechen und weite Bereiche der Stock-Fotografie fest in Micro-Hand sind. Und sich daran auch nichts mehr ändern wird.
Erschwingliche Technik, "narrensicher" zu bedienen (wie janz jaaanz früher bei Kodak: "You press the button. We do the rest."), bequemer Vertrieb per Internet an zig Agenturen und die billigen Preise haben den Bildermarkt "demokratisiert". Der Amateur wird zum ernst zu nehmenden Konkurrenten.
Denn im Zweifelsfall ist der Amateur genauso schnell wie wir.
Denn, wer clever genug ist, etwa bei der Bildmaschine in den Event-Sektor einzusteigen, der ist genauso schnell wie unsereiner. Der hat seine Fotos genauso schnell im Markt. Das ist einfach so.
Und wenn mich jetzt der ein oder andere in Stücke reißt: von unrühmlichen Ausnahmen abgesehen fotografieren "engagierte Amateure" keinen Deut schlechter als Berufsfotografen (ich lasse da mal alles zum Thema Stock-Fotografie mit "Leblosen-Augen-Gesichtsvermietern" mit zwei Blenden Überbelichtung außen vor, das ist ein anderes Thema).
Ihnen mangelt es vielleicht an unserer abgebrühten professionellen Kaltschnäuzigkeit in bestimmten Situationen. Und es mangelt ihnen an der Marktkenntnis. Deswegen gehen sie ja zu Microstocks. Aber deswegen machen sie uns ja auch das Leben schwer.
Zahlen und Fakten
Ich habe bereits 2007 einen Themendienst Digital-Fotografie gemacht:
Themendienst Freizeit: Spaß an digitalen Schnappschüssen
Es werden weltweit so viele Kameras verkauft wie nie: allein 2003 waren es schon 100 Millionen Stück. Und 46 Prozent aller verkauften Kameras sind digitale, 54 Prozent analoge Modelle. Daneben wurden 420 Millionen Einwegkameras verkauft; nach anderen Berechnungen lag der Anteil der verkauften Digitalkameras bereits bei über 70 Prozent bei einem insgesamt wachsenden Markt. Ab etwa 2001 geht der Verkauf von analogen Kameramodellen zurück; sowohl die Stückzahlen (-10 %) als auch der Umsatz (-13 %) gingen signifikant zurück. Bis etwa 1999 gab es eine etwa gleich verteilte Koexistenz von digitaler und analoger Fotografie. Die Menge der digital gefertigten Fotos stieg von 157 Millionen im Jahr 2001 auf 400 Millionen im Jahr 2002. Einen Eckpfeiler der Fotowirtschaft bildet zunehmend der Handel mit Zubehör und Serviceleistungen; mit Filmen, Fotobearbeitung und Zubehör wurden bereits 2,4 Milliarden Euro umgesetzt. Es wurden 2,2 Millionen digitale Speichermedien verkauft, dies entspricht einem Zuwachs um 160 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Heute dürften die Zahlen noch ganz anders aussehen.
Links:
- Megapixel im beruflichen Alltag
- Die Scheinwelt in der Stock-Fotografie
- Authentizität contra geleckten Schein
- Fotografie - Notizen aus dem Reporter-Alltag
- 50 Jahre Nikon SLR's
Und vielen Dank dem NikBlog für die Verlinkung eines meiner Artikel:
http://www.nikblog.de/nikon-liebe-aus-dem-leben-eines-fotojournalisten.html
Und noch ein zum Thema passender Beitrag auf "The Public Eye Blog":
Ten Years After
Sag mal, die typische Depri Phase auf den Blogs kommt doch immer im Herbst...
AntwortenLöschenAber mal im Ernst... sicher war das Leben als Photograph einfacher als man einfach die Dias abgegeben hat. Und dann abends schlafen oder ein Bier Zischen statt am PC zu sitzen. Aber war es wirklich IMMER so? Ich denke nicht, denn ich kann mich erinnern statt am PC zu sitzen des nachtens auch oft genug in der Dunkelkammer gestanden zu haben....
Klar, ueber 12,50 Downloadgebuehren muessen wir auch nicht weiter diskutieren, vor ein paar Tagen kam bei mir ne Mail an, das eine nahmhafte Redaktion in Zukunft nichtmal mehr 5,- Downloadgebuehr bezahlen wird.
Aber,
Amateurfotografen moegen vielleicht gute Bilder machen, trotzdem kannst Du die doch nicht allen ernstes mit Berufsfotografen auf eine Ebene stellen. Ich war mit einigen Amateurfotografen unterwegs, was ich in 5 Minuten im Kasten habe, da stehen die 30 Minuten spaeter immer noch da. ( Und ich meine nicht auf das warten auf besseres Licht, neenee ) Sicher gibt es gute Amateurfotografen, genauso wie es schlechte Berufsfotografen gibt.
Die Microstocks muss man nehmen wie sie sind:
Heuer sollte ich Weihnachtskarten und noch paar Sachen fuer nen Kunden entwerfen ( ja ich mache auch Layouts ). Die Bilder hatte ich, aber ein paar Designelemente fehlten mir. Kosten muessen ueberschaubar sein, Abgabetermin Mittwoch. Dann zieh ich mir die fehlenden Designelemente eben bei den Micros, stelle dem Kunden Entwurf und Bildbeschaffung in Rechnung und komme so auch zu meiner Kohle. Bei so Sachen ist es fuer mich im Endeffekt Effektiver wenn ich diesen Tuedelkrams bei den Billigheimern einkaufe und in meinen Entwurf einbaue , als wie wenn ich mich selbst hinstelle und diesen Summs Fotografiere...
Hallo, Michael,
AntwortenLöschenkeine Depri-Phase, höchstens ein bißchen Provokation, advocatus diaboli.
Was die Downloadgebühren angeht:
Ganz grundsätzlich stelle ich Downloadgebühren auf jeden Fall für nicht verwendete High-Res-Downloads in Rechnung. Bzw. bei Kunden, die mehr nicht verwenden, als daß sie abdrucken.
Es gibt nämlich durchaus Abnehmer, die laden runter und laden runter und nur bei jedem fünften Mal oder so erfolgt eine Verwendung. Und für Layouts oder so kann ich auch das Preview verwenden. Wenn - und da mache ich wieder den Schlenker zurück in die Vergangenheit - die Diahülle geöffnet wurde, dann war auch mal zumindest die Layoutgebühr fällig.
Da sind 12,50 € durchaus angemessen. Mir entstehen durch den Download ja auch Kosten. Und umsonst ist der Tod.
Wir müssen da mal weg davon, daß der Kunde den Preis bestimmt. Ich habe keine Lust, für immer weniger Geld immer mehr zu arbeiten. Selbstausbeutung ist mein Ding nicht. Und zwischen analogem Stock früher und digitalem heute mache ich keinen Unterschied. Jede Leistung die ich erbringe, erbringe ich nur gegen angemessene Bezahlung.
Sonst wäre ich ja Amateur.
So, da wären wir dann bei denen.
Wenn sie wirklich durch die Bank "schlechter und langsamer" wären, dann würden sie uns nicht so die Butter vom Brot nehmen können. Nur über den Preis geht das nicht. Über den Preis geht's nur bei vergleichbarer Qualität, technisch und motivlich. Das ist ein Marktgesetz.
Ich habe, seit ich mein Pressebüro betreibe, immer wieder mit Amateuren zusammengearbeitet. Gut, einige konntest du nicht zu zeitgeschichtlichen Ereignissen schicken. Da waren sie zu "schüchtern" und haben sich von den dpa-Fuzzies "abdrängen" lassen. Wiederum andere konnten keinen Sport fotografieren. Die einen keinen Triathlon, die andern keine Reitturniere.
Ich habe halt jede und jeden zu dem eingesetzt, was er konnte. Und bei Interesse ihnen das beigebracht, was sie nicht konnten.
Ich habe immer nur jemand "rausgeschmissen", und wenn's mein bester Mann oder meine beste Frau ist, wenn er mich "beschissen" hat. Heutzutage zum Beispiel, wenn einer mit Microstocks arbeitet und drauf baut, bei mir dann mit den gleichen Bildern zusätzlich die richtige reguläre Kohle zu machen.
Wir sollten da mit unserer Professionalität nicht zu sehr auf dem hohen Roß sitzen. Diese Bilder aus der Toskana beispielsweise sind von einem Kollegen, der ist als Fotograf Amateur. Und die sind Klasse!
Viele Grüße
Franz
... noch was. Und das ist keine "Nostalgie", sondern strikt kaufmännisches Denken:
AntwortenLöschenMeine älteste analoge Kamera funktioniert nach 25 Jahren noch. Ohne jemals in Reparatur gewesen zu sein. Noch nicht mal zum Check beim Service. Meine "jüngste", die F4, hat nun auch schon 19 Jahre auf dem Buckel. Und die würden auch noch weitere 20 Jahre klaglos ihren Dienst verrichten.
Ich hätte nicht die mindeste Veranlassung gehabt, viel Geld in ein digitales Gehäuse zu investieren, wenn, ja, wenn nicht ...
Ich tausche ja auch meine MF-Objektive nicht gegen AF's. Ein 1,4/85 mm Nikkor oder ein 2,8/180 mm IF-ED als AF könnte ich mir heute gar nicht mehr leisten! Geschweige denn ein 2,8/300.
... aller guten Dinge sind drei ...
AntwortenLöschenUnd das ist nochmal kaufmännisch.
Du brauchst heute Bilddatenbank-Systeme zum Vertrieb des Archiv-Materials. Das kostet Geld. Monat für Monat. Wenn's Systeme sind, mit denen du wirklich richtig am Markt bist, wie Mecom, APIS oder TOPIXX, dann ist das nicht zu knapp.
Und im Regelfall ist's ja wirklich so, du hast eine eigene Datenbank (ich von TOPIXX) und bist parallel dazu auch auf einem Portal (ich auf Mecom-Multimedia und APIS bzw. i-picturemaxx).
Und parallel dazu hast du immer noch die Raumkosten für dein analoges Archiv. Das schmeißt man ja nicht weg! Doch nicht einfach eine halbe Million Dias und Negative in den Müll! Und da brauchst du einiges an Platz dafür.
Man rangiert auch seinen Film- und/oder Flachbett-Scanner nicht aus. Denn im analogen Archiv "ruhen" genügend Motive, die irgendwann zu digitalisieren sind.
Und seien es die Jahrestage. Sonstiges historisches Material.
Und deswegen braucht man auch das Leuchtpult noch. Und, und, und ...
Ah, ich muß es einfach loswerden:
AntwortenLöschenWieder eine "Guthabenbenachrichtigung" von Panthermedia. 58 Cent für zwei Abo-Verkäufe.
Dann habe ich doch gleich mal Arcurs Income-Calculator benutzt:
Der Monat und Weihnachten sind gerettet !!!
Und vom Rest kauf' ich meiner Frau 'n Brilli !!!
... und bevor ich es vergesse:
AntwortenLöschenMir selbst gönne ich natürlich noch eine D3!
Vielleicht auch zwei oder drei ...
Bei den Honoraren ist das ein Kinderspiel.
Ei ei ei,
AntwortenLöschenda hat wohl einer schlechte Laune.
Hi, Michael,
AntwortenLöschenaber sowas von schlechter Laune!
Bloß gut, daß Panthermedia im APIS-Network ist. Da gibt's dann doch vielleicht auch mal wieder was anderes als Abo-Almosen.
Jaja,
AntwortenLöschendie Billigheimer und Midstocks draengen nach und nach alle auf APIS. Fotolia ist schon drin, Shotshop, Panther, mal sehen wer da in naechster Zeit noch alles auftaucht.
Ich habe bei Panther auch 2-3 Bilder rumliegen, das hab ich schon vergessen. War ganz ueberrascht als ich gestern eine "Guthabenbenachrichtigung" von denen bekommen habe, ueber 12,72 Euro. Das reicht immerhin schon fuer den Kameradeckel der D3.
***lol***
Ah, Du Glücklicher! Das waren auch mal die durchschnittlichen Honoraranteile. Was träume ich davon, daß ich beim Panther mal 56,-- Euronen für ein Bild gekriegt habe ...
AntwortenLöschenbildverkauf bei polylooks...1,47 Euronen !
AntwortenLöschenweihnachten ist gerettet
Na, das ist doch klasse, daß wir alle dank Microstock und Abo-Modellen geradezu im Wohlstand baden können.
AntwortenLöschenIch wußte es schon immer: Mit der Kamera zum Millionär.
Okay, okay, war 'n blöder Witz ...
Ich tausche ja auch meine MF-Objektive nicht gegen AF's. Ein 1,4/85 mm Nikkor oder ein 2,8/180 mm IF-ED als AF könnte ich mir heute gar nicht mehr leisten!
AntwortenLöschenDas 1,4/85 mm MF Nikkor ist einfach klasse, ist eine meiner Lieblingslinsen an der D700! So wie hier z.B., bei den Bildern zu meinem Bericht über den Musiker Chris Paulson in der Mainzer Fußgängerzone
http://mainz-images.blogspot.com/2009/11/chris-paulson-strassenmusiker-haben-es.html
Oder diese Bilder vom letztjährigen Weihnachtsmarkt in Mainz
http://mainz-images.blogspot.com/2008/11/lichtmagie-unter-dem-led-lichterhimmel.html
Ich wußte es schon immer: Mit der Kamera zum Millionär. ....
Klar, wenn man von einem Millionär ne Fotostory machen will lol!
Tja siehst Franz,
AntwortenLöschenwas Du in 25 Jahren pressebuero roth nicht geschafft hast, wird jetzt endlich wirklichkeit... lach
@ Peter Molz:
AntwortenLöschenIch setze mal die Links als echte rein, ja?
http://mainz-images.blogspot.com/2009/11/chris-paulson-strassenmusiker-haben-es.html
http://mainz-images.blogspot.com/2008/11/lichtmagie-unter-dem-led-lichterhimmel.html
Da hat der geneigte Leser mehr davon. Klicken ist schöner als hier rauskopieren und in die Adresszeile des Browsers einfügen.
Das 1,4/85-er Nikkor ist zusammen mit der 2,8/300 mm von Tamron auch meine erklärte Lieblings-Optik. Deswegen sieht die Streulichtblende auch so mitgenommen aus.
Siehe dazu auch: http://rothfranz.wordpress.com/2009/05/31/reporterausrustung/
Also, der mit der Foto-Story über den Millionär ist echt gut!
@ Michael:
AntwortenLöschenDas wollte ich auch gar nicht schaffen. Ich wollte wirklich Millionär werden.
So wie David Bailey und Helmut Newton ...
Leute,
AntwortenLöschensolange wir noch unsre Witze drueber machen koennen, ist doch alles noch halb so schlimm.
Lieber Michael,
AntwortenLöschenman könnte es auch Galgenhumor nennen.
Also die Schlinge koennte ich schonmal zur Verfuegung stellen
AntwortenLöschenmeine Schlinge
Stuhl und Galgen muss jemand anders beisteuern...