Mittwoch, 2. Dezember 2009

Vom unbändigen Zorn auf den "billigen Jakob" und seine "billigen" Zulieferer

Der Kollege Horst Welke hat auf seinem Blog die Frage gestellt, wie das Jahr 2010 für den Berufsfotografen werden wird. Seine Prognose ist düster. Er hat recht mit der Aussage, daß seit Jahren die Honorare in den Keller gehen und daß der Bildermarkt von den Billigst-Agenturen geradezu überschwemmt wird. Er hat auch recht, daß sich daran nie wieder etwas ändern wird. Der Markt der allgemeinen Illustrations- und People-Fotografie ist fest in der Hand von Microstock. Das gleiche gilt für die Reisefotografie. Ein Markt, der ohnehin schon eh und je unter zig-millionenfacher Übersättigung gelitten hat.

Für jeden von uns, der mit Fotos Geld verdienen will (und zwar richtiges Geld, keine Almosen), heißt es, sich abzuheben von der billigen Masse. Nach dem alten Motto "The Crop and the Crowd". Oder: "An der Spitze ist immer Platz!".

Zu der Aussage von der "billigen" Masse will ich an dieser Stelle noch was loswerden.

Ich habe ja in meinem Artikel über Microstock auch die Beiträge "Ich koche vor Wut" und "Und deswegen: die Radikalkur" verlinkt (am Ende des Artikels bei "Verwandte Links").

Denn als "billig" empfinde ich es auch, wenn jemand nicht fair ist. Wenn ich bei einem Partner auf die gebotene gegenseitige Fairness vertraue und er mich enttäuscht. Seinen "kleinen Reibach" mit Gott und der Welt machen will. Das ist keine Grundlage für eine ersprießliche und kontinuierliche Geschäftsbeziehung.

Eigentlich bereits seit 2006 biete ich mein Mecom-Archiv nicht mehr gebührenfrei an (steht da im dritten großen Absatz).

Ich habe auf das Erheben einer Gebühr verzichtet. Im Vertrauen darauf, daß meine Partner nicht das identische Bildmaterial auch andernorts vertreiben. Besonders auch dann nicht, wenn ich dieses Material exzessiv bewerbe. Und mich damit gar vielleicht selbst bei den Adressaten lächerlich mache ("Der weiß ja gar nicht, wo seine Fotografen dieses angeblich so einzigartige Bildmaterial sonst noch überall verhökern."). Und ich mache mich nicht gerne zum Affen.

Deshalb nehme ich eben überhaupt kein Fremdmaterial mehr auf. Mir kann jemand CD's schicken und E-Mails, das landet im Müll. Und mich kann anrufen wer will. Ich bin zurückgekehrt, back to the roots, und wieder ein Ein-Mann-und-eine-Frau-Unternehmen ("Hier fotografiert, archiviert und verkauft der Chef").

Zurück zum Thema "Wie wird das neue Jahr für uns?"

Ich habe vor langer Zeit mal eine junge Grafik-Design-Studentin als Model (s. Bild unten) gehabt. Die wollte freie Kunstmalerin werden. Die sah auch in eine düstere Zukunft. Denn der Kunstmarkt ist durchaus mit dem Fotomarkt vergleichbar. Entweder du bist berühmt und deine Bilder gehen für Zehntausende über den Thresen des Galeristen oder du bist ein No-Name und kannst am ausgestreckten Arm verhungern.

Sie hat es, anders als ihre Mimik oben es vermuten ließe, geschafft. Sie hat ihren Stil ausgebildet und sich abgehoben. Mit Zähigkeit, Ehrgeiz, Durchhaltevermögen und Durchsetzungsvermögen zum Erfolg. Auch frei nach dem Motto: "Wer Erfolg haben will, der muß auch immer ein bißchen mehr arbeiten als die anderen." Und ganz im Speziellen ganz speziell sein Gehirn anstrengen und Ideen entwickeln.

Nischen bleiben der Schlüssel zum Erfolg

Was die von Horst auch angesprochenen Nischen betrifft, so hoffe ich gleichwohl, daß meine Nischen mir noch lange erhalten bleiben. Die ich, Alamy und seiner Liste von "non-suitable" Kameras zum Trotz, auch mit meinen Coolpix-Schüssen bediene. So wie die beiden folgenden Publikationen. Hier zählen nicht die technischen Qualitäten des Fotoapparates, sondern die Originalität.

Ich denke, auch in den Nischen der Reisefotos noch so das ein oder andere in petto zu haben, das sich durch Originalität auszeichnet und seinen Markt finden wird. Zwar bestimmt nicht den fünfmillionsten Sonnenuntergang, aber den einen besonderen in einer besonderen Region.

Und die geschichtlichen und kulturellen Highlights von Regionen, in denen man sich mit Fug und Recht als Insider bezeichnen kann. Insider-Wissen und gute Kontakte schaffen einen Vorsprung vor "Otto-Normal-Knipser". Ein unschätzbarer Vorteil. Besonders, wenn man auch zu seinen Fotos noch gleich ganze Geschichten im Angebot hat.

Und dann wären da noch meine Leib- und Magen-Themen, Heim und Garten, bei denen ich mich auch nicht scheue, alle Register des Photo-Composings zu ziehen, um Bilder zu kreieren, die sich vom Standard abheben.


Sex sells

Das ist durchaus kein abgedroschener Spruch. Das ist eine Realität. Jedem Anhänger der "political correctness" oder des "gender mainstream" und jeder eingefleischten Feministin zum Trotz. Und Sex ist nicht billig. Denn das hat so wie ich keine Microstock-Agentur. Das hat außer mir selbst auch noch die Bildmaschine. Und das ist - aus meiner ganz subjektiven Sicht - die einzige Bildagentur, die mir wirklich auch finanziell etwas bringt.

Und deswegen werde ich diesen Teil meines Foto-Stocks auch weiterhin mit allem Nachdruck anpreisen und Muster-CD's und Flyer kreuz und quer durch die Republik und auch ins Ausland schicken (wozu kann ich denn fließend Englisch und Französisch?).


Und ein As habe ich auch immer noch im Ärmel:

Und das ist der Sport. Und da bin ich mal ganz unbescheiden: da muß ich mich vor keinem vertecken. Schon gar nicht vor Microstock-Hobby-Sport-Knipsern. Denn ich und mein 300-er, wir sind unschlagbar!

Im Bildpaar unten sieht man's (oben) an der Nikon F4 und (unten) an der Nikon D2H. Von analog bis digital begleitet mich dieses Objektiv nun schon 21 Jahre (1988 für damals über 8.000,-- DM erworben).

Und in dem folgenden kleinen Clip sieht man auch durchaus, was der Vorteil von uns "alten Hasen" ist: wir können alles und wir machen alles. Wir sind "robust" genug, von A bis Z jedes Thema zuverlässig zu bearbeiten. Und wir haben aus langjähriger Arbeit so viel - authentisches - Stock-Material, daß wir auch jede Aktualität mit Symbolbildern aus dem Archiv bedienen können!


Links:

4 Kommentare:

  1. "Als Billiger Jakob wird ein Händler, der Waren minderer Qualität meist auf Märkten zu Niedrigpreisen anbietet, bezeichnet. Der Name Jakob bezieht sich auf den heiligen Jakobus, dessen Gedenktag der 25. Juli ist. Um diesen Tag herum gab und gibt es viele Märkte und Feste. Der Billige Jakob ist ein Händler, der an solchen Märkten seine Waren günstig verkauft." (Quelle: Wikipedia)

    Den kenn' ich noch gut aus meiner Kindheit von den Jahrmärkten. Meine Kindheit, das heißt 50-er Jahre. Als man - jedenfalls meine Eltern - nicht viel Geld in der Tasche hatte. Weil man zwar fleißig war, aber wenig verdient hat. Das berühmte "Deutsche Wirtschaftswunder" ließ sich noch Zeit.

    Ich fühle mich heutzutage in fataler Weise daran erinnert.

    Und wenn Daimler Benz die C-Klasse teilweise in die USA verlagert, das Herkunftsland des Microstock und der "working poor", dann haben wir wieder einige Arbeitslose mehr, die kein Geld in der Tasche haben und vielleicht als erstes ihr Zeitungs-Abonnement abbestellen.

    Was will ich damit sagen?

    Wenn immer mehr immer weniger in der Tasche haben und wenige immer mehr, dann klappt das nicht, daß jeder in einem bescheidenen Wohlstand leben kann.

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  2. das mit der C-Klasse ist echt der hammer...ich seh rabenschwarz für das land !

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  3. Und wenn jetzt einer wieder "ewig gestriger Nostalgie-Spinner" zu mir sagt ....

    Ich muß den alten Spruch der Umweltbewegung aus den Siebzigern und Achzigern rauskramen:

    "Und irgendwann werdet ihr merken, daß man Geld nicht essen kann!"

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