Dienstag, 9. Juni 2009

Microstock ist durchaus noch zu toppen!

Erhalte ich doch ein Schreiben vom Chef vom Dienst einer Mediengruppe, die Tageszeitungen im norddeutschen Raum herausgibt.

Es geht um den Relaunch des Internet-Auftritts und die in dem Zusammenhang "angepassten" Honorarsätze für Online-Verwendungen und zeitgleiche Print- und Online-Verwendungen.

Ich kam aus dem Staunen und Kopfschütteln gar nicht mehr heraus.

Je mehr die verwenden, desto geringer wird das "Honorar" pro Bild!

Am Ende liegt das unter einem Euro.

Ich habe mich schon ernsthaft gefragt, ab wann ich dem Verlag etwas bezahlen muss, wenn sie meine Bilder verwenden ...

Ich habe dem "Kollegen" (mit Cc an den DJV) eine Mail geschickt, die ich gerne nachstehend bekanntgebe.

Sehr geehrter Herr .... ,

Ihr o.g. Schreiben haben wir mit einem Anflug ungläubigen Erstaunens gelesen und uns in der Tat gefragt, ob das Ihr Ernst ist, was Sie da zum Besten geben.

Langer Rede kurzer Sinn:
Ihr sog. "Angebot" wird von uns abgelehnt!


Ich möchte aber durchaus noch ein paar Worte dazu verlieren.

Wenn ich so Ihre Honorartabelle durchgehe, dann sehe ich das doch wohl so, daß das Honorar mit steigender Anzahl Verwendungen pro Bild immer geringer wird.

Schlußendlich toppt es gar Microstock.

Insofern würde ich doch empfehlen, für Ihren Illustrationsbedarf gleich dort einzukaufen.

Und sicher gibt es auch Heerscharen von Hobby-Knipsern und sogenannten "Citizen Journalists", die sich über solche Almosen freuen.

Wir nicht!

Wir wollen mit unserem guten Material nämlich auch gutes Geld verdienen.

Deswegen gelten für unser Material ausschließlich unsere Konditionen. Und das sind die MFM-Honorare.

Auch denke ich nicht, daß Sie selbst beispielsweise (mir sind so die Gehälter von CvD's durchaus geläufig) zu solchen Konditionen auch nur einen Finger krümmen würden. Sorry, aber nix für ungut.

Erlauben Sie mir auch noch den Hinweis, daß es doch sehr verwunderlich ist, wie Sie "Zweitverwendung" auslegen. Denn ein "Gebietsschutz" in Ihrem Einzugsgebiet ist nach gesicherter Rechtsauffassung klar eine Erstverwendung. Oder sollte ich da so fehlinformiert sein?

Und "kostenlose Nutzungen" sind an Unverschämtheit nicht mehr zu übertreffen! Es ist erschütternd, wenn Journalisten Kollegen solche Ausbeuterkonditionen anbieten. In meinen Augen nicht mit dem Ethos des Berufsstandes zu vereinbaren.

Last but not least: sollten Sie Bildmaterial von uns digital oder analog archiviert haben, so ist dieses umgehend zu löschen.


Mit freundlichen und kollegialen Grüßen

Dipl.-Verw.wirt
Franz Roth


Kollegen, ich kann nur sagen:
Gegen solche Ansinnen müssen wir uns mit aller Kraft zur Wehr setzen!

9 Kommentare:

  1. gut gemacht, ich bin auch am überlegen ob ich nicht meine ganzen rf bilder wieder auf MFm umstelle...das ganze geschachere geht mir auf den senkel.
    gerade renne ich dem honorar für zwei fotos schon seit wochen und trotz einigen mails hinterher.....da gehts um zweimal 19.90 euro.

    ach, das haben wir ganz vergessen zu überweisen....ich habe die faxen langsam dicke

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  2. Ich verstehe da keinen Spaß mehr. Seit ich mit Mecom-Monitoring festgestellt habe, wie man besch... wird, ist der Ofen aus. Da haben auch einige noch nicht ihre Rechnungen bezahlt. Wenn die es wissen wollen, können'se gerne haben.

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  3. Mal so ganz nebenbei in dem Zusammenhang: wer die Konditionen kennt, ist klar im Vorteil.

    Deswegen hier ein Link zur entsprechenden Informationsseite des DJV:

    http://www.djv.de/Honorare.517.0.html

    Und in dieser Tabelle stehen ganz am Ende auf der letzten Seite auch die üblichen Honorare für Bilder auf dem aktuellen Stand 2009. Auch nicht so ganz uninteressant zu sehen, was die Kollegen Festangestellte so verdienen (CvD-Gehälter sind da natürlich nicht drin, die unterliegen freier Vereinbarung und liegen deutlich über den Redakteursgehältern).

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  4. Zu dem ganzen ärgerlichen Thema Dumping-Honorare noch was beim DJV:

    http://frei.djv-online.de/?p=462

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  5. Hallo zusammen,

    auch ich habe jahrelang für den WK geschrieben, respektive für eine der Regionalausgaben. Bei Verhandlungen über höhere Honorare musste ich mir von zuständigen Redaktionsleiter anhören, dass er mein ständiges gemeckere über die "Allmosen" nicht verstehen könne, schließlich zahle der WK in der gesamten Region die besten Honorare, und das bei Zeilenhonoraren von 30 Cent für die 39 Zeile und sieben Euro für ein Bild.
    Irgendwo in der Politik wurde mal über Mindestlöhne gesprochen....
    Gruß
    MSI

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  6. @ Martin:
    Ich hoffe, Du hast mittlerweile bessere Kunden. Das Pikante eigentlich: ich bin ja kein Freier des WK, sondern Presseagentur. D.h., die kriegen Material über meinen Bilderdienst bzw. per Mecom-Download. Möchte mal wissen, ob die der dpa oder ddp das gleiche "Angebot" unterbreiten, oder eher wohl doch nur den Einzelkämpfern.

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  7. @PressAgency
    Ich bin auch kein klassischer Freier, sondern schreibe für mehrere Tages- und Wochenzeitungen in der Region OL-HB, also quasi auch Agentur. Der Redaktionsleiter eines WK Regionalablegers wies mich mal daraufhin, ich hätte schließlich einen Vertrag als Freier mit dem WK geschlossen. Da musste ich seinen Irrtum aufklären, dass die Zusammenarbeit auf meinen AGB fußt, Vertrag hab ich nirgendwo unterschrieben.
    Vielleicht wachen die Chefetagen ja mal irgendwann und merken, wass an der Basis vor Ort eigentlich los ist.

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  8. Hallo, Martin, bleibt in der Tat zu hoffen, daß die Chefetagen aufwachen. Weil sie sonst irgendwann wirklich ihre Blätter nur noch mit Leser-Journalisten machen können.

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