Zu dem Thema historisches Bildmaterial gehört natürlich auch die Fotografie selbst. Die Gerätschaften, die Foto-Apparate, aber auch die Fotografen. Das im Bild links, das bin ich. Im Jahr 1980. Und das, was um meinen Hals hängt ist eine Canon F-1. Die war in den Siebzigern und frühen Achzigern zusammen mit der Nikon F2 die führende Profi-Kamera. Und sie war meine erste Profi-Kamera. Denn auf Nikon umgestiegen bin ich erst 1984. Und zwar aus dem Grund, weil Canon den Chrom-Überwurfring der FD-Objektive abgeschafft und durch ein "klassisches" Bajonett ersetzt hatte. Und die Mehrzahl der Objektiv-Gehäuse plötzlich nicht mehr aus Metall sondern aus Kunststoff waren. Dem gegenüber aber war ich seinerzeit sehr mißtrauisch in Bezug auf Robustheit und Langlebigkeit.
Das Bild rechts zählt noch nicht so ganz zu dem Kapitel "historisch". Das ist "erst" aus dem Jahr 2000. Aber da ist die Nikon F2 noch im Gebrauch. Und zwar immer noch vorzugsweise benutzt, auch wenn da seit 1990 schon eine elektronische F4-E mit in der Fototasche war. Aber Bilder von der Kamera selbst, die gehören ohne Zweifel in einen gut sortierten historischen Stock. Mal ganz abgesehen davon, daß meine persönliche "Traum-Kamera" getreu dem Baukasten-Prinzip, alles Neue an alles Alte anflanschen zu können (und umgekehrt) immer noch eine - modifizierte - F2 ist.
Alltag, Familie und Urlaub anno dazumal
Die Suche in und nach alten Familien-Alben oder Bilder-Sammlungen wird im Regelfall die Basis sein für den ersten Aufbau eines eigenen historischen Archivs.
Familienbilder und Urlaubs-Schnappschüsse sind interessante Zeitzeugen vergangener Epochen. Gerade die Amateur-Schnappschüsse verraten viel über die Zeit und ihr Lebensgefühl, zu denen sie entstanden sind.
Und wenn man sie mit einem unitären Keyword in den IPTC-Daten versieht (am besten eine bestimmte Buchstaben- und Zahlen-Kombination), dann kann man in seiner Bilddatenbank die Vita eines Menschen oder eines Paares dokumentieren, so wie ich es mit der Lebens- und Liebes-Geschichte meiner verstorbenen Eltern getan habe..
Pfalz-Bayerische Historia
Der Bursche rechts im linken Bild, das ist mein Opa väterlicherseits. Links neben ihm sein Bruder. Zwei Pfälzer im Pfälzerwald. In bayerischer Alltagstracht. Wie das? Nun denn, Bayern und die Pfalz haben eine 600-jährige gemeinsame Geschichte. Und nach dem Wiener Kongreß bis nach dem Zweiten Weltkrieg und der Gründung des Landes Rheinland-Pfalz war die linksrheinische Pfalz ein Teil Bayerns. Geboren wurde mein Großvater noch als Untertan des Königs von Bayern. Wobei: Untertanengeist besaß der Opa so rein garnicht!
Und als Pfälzer in Bayern habe ich natürlich die Tracht im Fundus.
Die Girls der Siebziger
Sie sind eigentlich dran "schuld", daß ich schon mit 17 zum Fotoapparat gegriffen habe, die Mädchen der "Wilden Siebziger". Drum ihnen nochmal eine "Hommage à la Beauté".
Schließen wir den Kreis zurück zu den Gerätschaften. Mit einem Foto von 1984, zeigend meine Nikon F3 und meine Seagull, die zweiäuguge chinesische 6x6-Spiegelreflex, ein Rollei-Nachbau, den ich heute noch besitze.
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I am too smart
vor 4 Tagen
Hallo Franz,
AntwortenLöschenich bin auch gerade mal wieder bei meinem Diaarchiv, das ich allerdings nicht allgemeingültig sondern eher persönlich als historisch betrachten möchte. Dennoch sind sicher ein paar ganz gute Bilder dabei, Fotos die Erinnerungen, Stimmungen, Atmosphären vermitteln. Ja, sehr eindrucksvoll vermitteln.
Ich werde in Kürze mal was über Chile bringen. Diese Fotos bearbeite ich aktuell.
Schon seit einiger Zeit überlege ich, einfach Bilder in den Straßen zu machen. Irgendwann werden diese dann historisch, oder? ;-))
Hinsichtlich der Technik bin ich unwiderruflich auf der digitalen Seite angekommen. Die alten Dias, selbst mit einem Nikon 5000 Scanner des Scan-Services sind schlecht gegen eine D200, D2x und unterirdisch gegen eine 5D Mark II. Ich stehe nunmal auf Schärfe und Detailgenauigkeit. Neulich habe ich mal ein paar alte Bücherkisten ausgegraben und bin auf Reiseführer der Merian Reihe gestoßen. Meine erste eigene längere Reise ins Ausland führte mich 1987 nach Schottland. Damals mochte ich die Fotos aus dem Merian, inhaltlich sind sie immer noch toll. Die damalige Aufnahme- und Drucktechnik auf dem Magazinniveau sind aus heutiger Sicht allerdings wirklich nicht so doll.
Ich grüße Dich und wünsche Dir und Deiner Frau eine schönes Weihnachtsfest.
Ralf
Hallo, Ralf,
AntwortenLöschenganz klar ist jeder Scan eines alten Abzuges oder Dias einem heute aufgenommenen Digitalfoto zumindest in Punkto Schärfe oder Farbsättigung unterlegen.
Nur: Das spielt im Markt der Historia eine untergeordnete Rolle. Ein Bild von 1966 oder 1974 kann per se (man berücksichtige allein auch die damaligen Film-Emulsionen) nicht die (technische) Qualität einer heutigen Aufnahme haben.
Das macht aber gleichzeitig (neben dem Sujet) auch den Charme der alten Bilder aus.
Wenn ich, dem Stil der Zeit entsprechend, in den Siebzigern Weichzeichner verwendet und auf pastelligen Ektachrome fotografiert habe oder kontrastreich auf grobkörnigen Tri-X, dann will das heute kein Verwender gestochen scharf und mit knackigen Farben bzw. mit brillanter Durchzeichnung in Lichtern und Schatten.
Eine Brüsseler Stadtansicht von 1984 in SW ist eben Brüssel 1984. Und deswegen ist sie eben grobkörnig. Aber sie zeigt das Brüssel von 1984 und nicht das Brüssel von heute. Das muss gestochen scharf sein.
Wenn zum Beispiel Merian heute ein Heft über Brüssel macht, dann werden die meisten Fotos da drin digital aufgenommen und von heute sein.
Wenn sie aber ein Kapitel bringen über die Bausünden der frühen Achziger, den Abriß ganzer historischen Stadtviertel, dann sind meine Fotos von damals am Zug. Um zu zeigen, wie das war. Vielleicht dann gar in Gegenüberstellung, wie es heute ist.
Genauso ist es mit Ereignissen. Bilder vom Mauerfall, die können gar nicht so scharf sein wie ein heutiges Foto. Aber sie verlieren nie ihre Aktualität. Lexika, Schulbücher, Chroniken, die wird es immer geben. Und desegen auch den Markt für diese Bilder.
Auch Dir ein gesegnetes Fest und einen guten Rutsch.
Viele Grüße
Franz