Freitag, 18. September 2009

Lohnen sich Bildagenturen für den Fotografen?


Nach mittlerweile 23 Jahren Erfahrung im Bildgeschäft sage ich klar: NEIN!

Ich habe Anfang 1986 mit der Zusammenarbeit mit einer Pressebildagentur den Schritt in die professionelle Fotografie gewagt. Ich habe mit meinem analogen Bildmaterial bis zum Anfang der Neunziger dann auch mit einer Reihe von u.a. sehr namhaften Stockfotoagenturen zusammengearbeitet. So schlummern in den diversen Archiven zig-tausende von Dias und Prints. Schlummern ist der absolut richtige Ausdruck, denn seit die Fotografie digital wurde, ist das meiste des analogen Materials wirklich in den Archivschränken "abgetaucht". Nur wenig wurde von "meinen" Agenturen digitalisiert. Doch dazu später mehr.

Was habe ich durch Agenturen verdient?

Auch die Antwort auf diese Frage stelle ich erst mal zurück. Denn zunächst haben mich "meine" Agenturen erst mal viel, viel Geld gekostet!

So wie heute der Wahn um möglichst viele Megapixel ausgebrochen ist, so schrie damals jede Agentur: "Mittelformat! Mittelformat!"


Da musste also erstmal investiert werden. Meine Canon F-1 und meine Nikon F-2 konnte ich für Pressefotos verwenden. Im Stock-Sektor war es (Idealformat) eine Pentax 6x7 mit einigen Linsen, teilweise eine Hasselblad und eine Rolleiflex. Sehr teuer, die Ausrüstung und die Filme. Und sehr schwer ...

Ich bin also meist wie ein Lastesel durch die Gegend gerannt:



So, und jetzt zum Verdienst!

Ich habe bei "meinen" Agenturen Geld verdient.

Lukrativ war es aber lediglich bei der Pressebildagentur KEYSTONE. Speziell, wenn ich für den Bilderdienst gearbeitet habe. Da gab es damals pro Foto 70,-- DM. Und auch die Archiv-Verkäufe konnten sich sehen lassen. Allerdings: es musste Material sein, das irgendwie einen aktuellen Bezug hatte. Themen der Zeit eben.

Reisebilder oder so was: Fehlanzeige!

Bei den reinen Stock-Agenturen: alle Schaltjahre mal ein Honorar!

Daran hat sich übrigens im digitalen Zeitalter mit meinen heutigen "modernen" Agenturen herzlich wenig verändert.

Und mit der zunehmenden Digitalisierung hatte ich bei allen Agenturen, das große Aha-Erlebnis: In "Rosinenpicker-Manier" wurde nur ein minimaler Bruchteil meines Bildmaterials digitalisiert. Das ist "übriggeblieben" von tausenden von Fotos bei Keystone oder Mediacolors (die laenderpress gekauft haben und somit mein dortiges Bildmaterial übernommen). Mediacolors hat zumindest fairerweise alle nicht digitalisierten Dias retourniert. Bei Keystone taucht immer mal wieder was neu in der Datenbank auf, wenn ein Thema mal grade wieder "köchelt".

Verdient habe ich bei den "alten" Agenturen seit Jahren nix mehr.

Und heute?

Ich habe "neue" Agenturen, etwa die Bildmaschine. Da ich ja nun zur Genüge weiß, wie der Stock-Markt ist, meckere ich nicht rum. Es ist wie gehabt, wie auch in der "guten" alten Zeit: alle Schaltjahre ein Honorar. Gilt genauso für die noch "moderneren" RF-Agenturen.

Man konnte und man kann nicht von Stockfotoagenturen leben. Das ist das klare und eindeutige Resumé. Nicht zuletzt darum bin ich selbst, ich, das Pressebüro Roth, auf dem Mecom-Portal vertreten. Da spiele ich mit Action Press, ddp, Reuters u.a. in der "Profi-Liga" mit, bin mit meinem Pool in APIS eingebunden und somit auf der sicher größten europäischen Recherche-Plattform präsent.

Aber auch davon kann man nicht leben! Niemand kann davon leben, darauf zu warten, bis irgendwer ein Bild sucht und zufälligerweise ausgerechnet bei dir findet. Und dann auch noch verwendet.

Und deshalb mache ich das, was ich schon vor mehr als 20 Jahren gemacht habe: ich suche mir initiativ meine Abnehmer. Alles andere, auch online, das ist "Nebenerwerb", Zubrot.

Und so wie ich früher die Archive und Redaktionen meiner Stammkunden mit Dias und Prints und maschinengeschriebenen Texten versorgt habe, so geht es heute eben digital, per Mail, auf CD, auf DVD, per FTP-Upload. That's it!

Und ich werde auch den Teufel tun, meine Megapixel "aufzustocken"! Meine Nikon D2H ist gut genug für eine DIN-A4-Seite im Magazindruck. Und so groß wird nun wirklich seltenst was abgedruckt. Und für die Online-Ausgabe reicht's erst recht schon ganz, ganz lange.

Es ist also völlig müßig, sich in Foto-Foren über diese und jene Bildagentur auszulassen. Wenn man mal rein garnix zu tun hat, dann kann man mal wieder der Agentur oder den Agenturen ein paar Bilder hochladen. Wobei man tunlichst darauf achten sollte, daß die ein System haben, das alle IPTC-Felder bei einer Bildsuche ausliest. Bei mir steht nämlich das Wichtigste im Caption-Feld und ich habe herzlich wenig davon, wenn die Suche nur über die Keywords läuft und die Caption völlig "untergeht".

Und ich hasse es, wenn man mir noch vorschreiben will, wie und mit welchen Begriffen ich verschlagworten soll und wie nicht! Denn ich benutze sehr gerne die sogenannten "assoziativen Begriffe". Die haben mit dem reinen Bild nichts zu tun, das sind z.B. Emotionen, übertragene mögliche andere Bedeutungen des Fotos usw. etc. pp.

Ich will das an einem Beispiel verdeutlichen:

Mein Bild von der Gartenfigur ...


... ist auch mit Begriffen wie "Menstruationsbeschwerden, Frauenleiden, Frauenkrankheiten, Klimakterium, PMS" verschlagwortet. Denn genau dafür kann es auch als Symbolbild verwendet werden. Und dafür werden meine Bilder auch verwendet. Alternativ. Als Aufmacher. Andere Sichtweisen. Eye-Catcher.

Und wenn ich dann deswegen mit einem völlig phantasielosen sogenannten "Bildredakteur" deswegen dann noch eine endlose Online-Benachrichtigungs-Debatte führen soll, nein danke.

5 Kommentare:

  1. du hast mir aus dem herzen gesprochen, stimmt alles haarklein, auch ich hatte mir damals mittelformat zugelegt, auch die pentax 67, auch ich habe mich von dem pixelwahn anstecken lassen, obwohl allen meinen festen kunden SCHEISS EGAL ist ob das 3 millionen pixel oder 30 millionen pixel sind.

    ich werde mir auch nie mehr die hochpreisigen kameras mehr kaufen, den meinen kunden ist die KAMERA scheiss egal, hauptsache das foto ist gut.
    bei den micros werde ich nur noch ab und an was hochladen...basta.

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  2. nachtrag....ich hatte mir sogar mal die mittelformat panorama Kamera von Noblex zugelegt, in der hoffnung, das panoramafotos sich gut verkaufen.....vergiss es !

    kein verlag, keine zeitung, keine zeitschrift zahlt dir einen cent mehr...die kamera ist völlig unwichtig...ausnahme sport, da brauchst du was schnelles !

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  3. Hi, Horst,

    in Kürze wrde ich nochmal einen "Aus dem Nähkästchen geplaudert" veröffentlichen, zu dem Thema, daß man in erster Linie Unternehmer sein muß.

    Aber ich muß vorher noch ein paar "Klinken putzen" ...

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  4. So, mal ganz brandaktuell zu dem Thema:

    Am 30. Dezember letzten Jahres erhielt ich einen Sales-Report (egal, welche Agentur das war) über Verwendungen (so im Zeitraum von Sommer bis Herbst 2008).

    Betrag: runde 110,-- Euro.

    Bei mir auf dem Konto war das Geld am 2. Februar 2010. Sprich: noch einen weiteren Monat "geschunden".

    Beantwortet doch die Frage, ob sich Bildagenturen für den Fotografen "lohnen", oder?

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